Seit dem 20. März läuft auch in den deutschen Kinos The Last Showgirl. Pamela Anderson kehrt für Gia Coppalas Drama auf die Leinwand zurück, auf der sie uns schon seit Baywatch in ihren Bann zieht. Dieses Mal zeigt uns Pamela eine fast melancholische verletzliche Seite. Weil ihr Club schließt, wird Shelly, gespielt von Pamela, nach 30 Jahren als Vegas Showgirl entlassen. Wie viele ihrer älteren Kolleg*innen muss sie sich nach einer neuen Zukunft im Showbusiness umschauen. In unter 90 Minuten werden uns Einblicke in das Leben als letztes Showgirl gezeigt und wir lernen die Charaktere auf eine persönliche, fast intime Weise kennen. An ihrer Seite glänzt Jamie Lee Curtis als Annette, Shelleys bester Freundin und ehemaligen Kollegin. Curtis Spiel verleiht nicht nur der Rolle, sondern dem gesamten Film Tiefe und zeigt sowohl Shelly als auch Hollywood eine starke ältere Frauenrolle. Pamela Anderson und Jamie Lee Curtis kennen beide die Ansprüche an Frauen in Hollywood und sagen sich in diesem Film davon los. Shelly bleibt ein Showgirl auch mit 56, wohingegen Anette zwar im Casino bleibt sich jedoch von der Bühne zurück gezogen hat und nun in der Gastronomie arbeitet.
Auch optisch gibt uns der Film ein letztes Mal the big Razzle Dazzle, trotz seiner nur achtzehn Tage Drehzeit. Mit einem leicht körnigen, wie auf Film geschossenem Bild passt der Look perfekt in die Stimmung des immer weiter verblassenden Vegas Casinos. Im Kontrast steht die sich immer bewegende Kamera. Auffällig sind die vielen handheld shots welche nie stillstehen. Man hat das Gefühl die Kamera schaut sich um, betrachtet Dinge genauer, ist ein eigener Charakter mit Interessen und Motivationen, der die Story genauso wie man selbst mitverfolgt und zum ersten Mal erlebt.
Gia Coppola feierte 2013 mit Palo Alto ihr Langfilmdebüt und schreibt seitdem Filme für und mit Frauen. The Last Showgirl schafft woran The substance gescheitert ist. The substance mit Demi Moore in der Hauptrolle zeigt die Missstände der Schönheitsindustrie und den Druck jung zu bleiben. Dabei wird Demi Moore immer mehr zum Monster durch rapides Altern bis ins Groteske. Gia Coppola hingegen zeigt uns Shelly als tragische Schönheit. Sie zeichnet ein Showgirl mit Bühnenlächeln, hinter welchem der Schmerz immer weiter zum Vorschein kommt.
In der kurzen Laufzeit sind mir Shelly und Annette absolut ans Herz gewachsen und ich würde gerne so viel mehr über sie erfahren. Im Kontrast dazu ist Shelly Tochter Hannah ein wenig ausgestalteter Charakter, der wenig Interesse weckt. Viele Szenen mit ihr ziehen sich, es wird viel über sie geredet aber wenig umgesetzt. Der Kinobesuch lohnt sich trotzdem, aber vielleicht eher im Strickkino der Innenstadtkinos, dann hat man während der ein oder anderen Szene etwas zu tun.