Kultur

Poetry Slam an der PH – Interview mit Marius Loy

Schreiben als Ausdrucksform gibt es auch hier an der PH. Der Poetry Slammer, Moderator und Workshopleiter Marius Loy übernimmt jedes Semester bei Sabine Pfäfflins Seminar zwei der Stunden, um den Teilnehmenden etwas über das Schreiben beizubringen – natürlich mit entsprechender Abschlussveranstaltung. Wir haben Marius zu einem Interview gebeten, in dem er erzählt, was er so macht, wie sein Leben als freischaffender Künstler so aussieht und einen Einblick in die Welt des Poetry Slams zu geben.

Marius Loy

Marius Loy

Hallo Marius!

Hallo Elias!

Kannst du etwas zu dir erzählen? Wer du bist, und was du in deinem Leben machst?

Ich bin Marius, ich bin vor 10 Jahren beim Poetry Slam gelandet. Damals habe ich mit einem Freund Amateurtheater gespielt und auf seinen Hinweis hin bin ich dann da reingestolpert und fand das Format cool, weil es so niedrigschwellig war. Es hat mir dann erlaubt, neben dem Studium ein lässiges Hobby mit Nebenverdienstoptionen zu sein und das ist dann irgendwie in einen Beruf übergegangen. Jetzt arbeite ich als Liveperformer, Moderator und Workshopleiter für Poetry Slam und poetryverwandte Formate.

Was ist „Poetry Slam“?

Poetry Slam ist ein partizipatives Kleinkunstformat, das  offen und niederschwellig eine Bühne für jeden und jede anbietet, der sie nutzen will. Poetry Slam ist in meinen Augen, das ist kaum mehr der Erwähnung wert, das publikumsstärkste Format im deutschsprachigen Raum und mittlerweile auch eine Art Durchlauferhitzer für andere Szenen, vor allem Comedy und Kabarett. Im Kern ist Poetry Slam aber eine Kleinkunstbühne, die keine Voraussetzungen stellt, wenn man sich mal ausprobieren will. Die Szene ist vernetzt und die Bühne erlaubt eigentlich alles. Außerdem erneuert sich die Szene immer wieder aus sich selbst heraus, wie eine stetige Frischzellenkur. Statt das immer nur die gleichen alten Hasen auf den Bühnen zu sehen sind, erneuert sich Slam immer wieder und verändert und entwickelt sich so immer wieder weiter.

Welche Textformen kommen bei einem Slam so?

Das Spannende am Slam ist, dass man alles machen kann und alles machen darf. Formal ist nichts festgelegt, von Dada über Prosa, Standup oder Rap passiert alles Mögliche. Gleichzeitig ist es auch thematisch weit gefächert, weil es eben eine Bühne für alle ist, auf der alle alles machen dürfen, also mal abgesehen von Dingen die dem Anstand widersprechen. Es ist auch eine politische Szene, aber inhaltlich und formal machen wir keine Vorgaben. Du kommst zum Slam und du weißt nicht, was passieren wird. Dir kann alles passieren, du kannst alles erleben und du hast die Möglichkeit, durch deinen Applaus den Abend zu bestimmen. Und genau dieser Mitbestimmungsanteil ist Teil des Formats und auch ein Grund, warum es so erfolgreich ist. Weil auch wenn du im Publikum sitzt, machst du als Zuschauer den Abend erst zu dem, was er ist. Ohne die Leute im Publikum und die Leute, die sich auf die Bühne trauen, könnte das alles gar nicht erst stattfinden.  

Und was machst du an der PH? Seit wann?

An der PH biete ich seit einigen Jahren einmal im Semester für die Textwerkstatt von Sabine Pfäfflin  einen kleinen Kurs zu kreativem Schreiben und Poetry Slam an (belegbar jedes Semester über LSF, A.d.R), wo wir dann im Anschluss den PHoetry Slam machen, den vor mir noch andere KollegInnen moderiert und veranstaltet haben. Bei dem kommen dann keine gebuchten Künstler*innen, sondern nur Leute von der PH, die Studierenden bekommen ihre eigene Bühne und es ist jedes Mal eine große Party. Jedes Jahr passiert wieder etwas Neues, man weiß nie was man von dieser Bühne zu erwarten hat. Alle Auftretenden machen das nur als Hobby, eben einfach eine abgefahrene und abwechslungsreiche Veranstaltung. Und das in einem Vorlesungssaal, der jetzt inhärent nicht wirklich für gute Laune sorgt.

Wieso machst du diese Workshops?

Das Reizvolle an Workshops generell ist, dass am Anfang meistens eine gewisse Berührungsangst steht, zum selber kreativ Schreiben, und dann auch noch mit der Perspektive, sich mit diesem Text vor ein Publikum zu stellen. Da sind am Anfang viele noch ein bisschen zurückhaltend. Aber irgendwann fangen alle an aufzutauen und die Leute bemerken, wie viel Support sie bekommen, wenn sie sich trauen das zu teilen, was sie geschrieben haben, und wie viel positives Feedback und Unterstützung da ist. Es ist immer wieder überraschend, was Leute schreiben, ohne dass sie schon wissen, was sie vortragen wollen, und man sieht die Leute über sich hinauswachsen. Das ist toll!

Wie kommt man zu einem Workshop oder einem Slam?

Beim nächsten Poetry Slam können alle gerne auftreten! Wir suchen immer nach neuen Poet*innen, die mit uns einen schönen Abend veranstalten. Um auf die Bühne zu kommen, muss man nur eines tun: sich anmelden. Es gibt keine Eingangsvoraussetzung, niemand muss deinen Text querlesen, im Zweifel könnt ihr am selben Abend kommen und einfach die Bühne für euch entdecken. Alles, was ihr braucht: zwei selbstgeschriebene Texte und Bock. Wenn ihr Interesse habt, meldet euch beim Kulturbeauftragten vom Asta oder bei Michael Gans. Der Termin für den nächsten Slam an der PH ist der 30. Januar2024.

Danke für deine Zeit, und wir sehen uns beim Slam!

Danke für den Anruf!

Der P(h)oetry Slam findet einmal im Semester statt und ist offen für alle Interessierten. Wer Lust auf mehr Poetry hat, kann auch am 9.11 um 19.00 Uhr im Literatur-Café beim Campus Slam vorbeischauen, der von der Fachschaft Kultur- und Medienbildung organisiert wird und einmal im Semester mit kuratierten PoetInnen stattfindet.