Campusleben

Zwischen Muffinkrümel und Persönlichkeitsentwicklung

Mandalas, „Aramsamsam“ und dazu noch knapp 15 Wochen Ferien – der Job einer Grundschulehrkraft ist ja kaum kräftezehrend. Oder etwa doch?

Tafelbild "Begrüßungen aus aller Welt" (c) Marina A.

Wer rastet, der rostet

8.10 Uhr. Noch fünf Minuten. Während einige Lehrkräfte noch hektisch kopieren, das Tafelbild zu Ende vorbereiten oder bereits durch die Gänge flitzen, lassen andere ihre erste Tasse Kaffee aus der Maschine raus. Man weiß ja nicht, wann man das nächste Mal etwas zu trinken bekommt. Der wird natürlich im Gehen getrunken.

8.15 Uhr. Lehrkräfte strömen nach draußen und nehmen ihre Klassen in Empfang. Ein Durcheinander aus „Guten Morgen“ (Guten Morgen zurück), „Schau mal, ich hab´ meinen Kuschelhasen dabei“ (Der ist ja niedlich und so flauschig!), „Das ist mein neuer Pulli, den hab ich gestern mit Mama gekauft“ (Der steht dir wirklich gut!) und „Der hat mich geschlagen“ (Das klären wir gleich!) sowie das freundliche Zunicken zu den Elternteilen. Zweierreihen. Einfädeln in die Schlange an der Treppe. Der Wahnsinn beginnt schon bevor man im Klassenzimmer ankommt.

 

Keep calm and take a deep breath.

Nach dem gemeinsamen Guten-Morgen-Ritual das erste Streitschlichten, da „Der stand voll im Weg und ich konnte meine Jacke nicht aufhängen“ (man könne ja nicht kurz warten). Dann geht der Unterricht los. Die Klasse lernt den Buchstaben „L“ kennen. Gemeinsam wird der Buchstabe erst an der Tafel geübt, gar nicht so einfach. Einige Kinder schreiben das „L“ verkehrt herum oder in die falsche Schreibrichtung. Dann gemeinsames Lesen. Erst nur Silben – aber auch das muss geübt sein. Daher: Tief durchatmen, jeder braucht seine Zeit, kein Meister ist vom Himmel gefallen. Gefühl des Stolzes, als auch das Kind, welches Lesen hasst, sich freiwillig meldet und fast fehlerfrei vorliest.

 

Arztpraxis, Muffinverkostung und Friseurbesuch – Multitasking vorprogrammiert

Nach der Pause gemeinsames Vespern, ein Kind hat Geburtstag und verteilt seine Schokomuffins. Lecker, erstes Frühstück des Tages, in der Pause musste noch etwas im Sekretariat geklärt werden. Nicht zu vergessen, ein Kühlpad aus dem Lehrerzimmer holen, ein Kind ist über einen Ball gestolpert. Dann noch einmal zum Lehrerzimmer, das nächste Kind braucht einen Becher zum Trinken. Stempel auf gemachten Hausis verteilen. Dann geht es weiter mit Mathe – heute mit Verdopplungsaufgaben. Was uns so einfach erscheint, muss erst gemeinsam entdeckt, gelernt und verstanden werden.

Die nächste Pause wird wieder kaffeefrei – Pausenaufsicht. Den Zopf bei einem Kind neu flechten, beim Fangenspielen ist der Haargummi abgefallen. Ein anderes Kind erzählt, dass Oma im Krankenhaus ist. Dann geht’s weiter mit Sachunterricht. Heute wird rund um die Löslichkeit von Stoffen im Wasser experimentiert.

 

Willkommen in der Realität.

Doch Moment mal – Wo sind denn die vielen Mandalas? Wir sind doch in der Grundschule? Überraschung – Grundschule ist mehr als nur 1+1 und Mandalas, Willkommen in der Realität: Lehrkräfte sind mehr als nur Unterrichtsstoffvermittler. Sie sind Streitschlichter, Zuhörer, Motivator, Krankenschwester, Friseure, Modeberater und vor allem eine Vertrauensperson. Oder auch professionell ausgedrückt, wie es auf der Homepage der PH Ludwigsburg verlautet wird: „Als Grundschullehrerin oder Grundschullehrer zu arbeiten, bedeutet Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren zu unterrichten und entsprechend ihrer individuellen Lernbedarfe zu fördern. Sie gestalten Lern- und Erfahrungsräume für eine heterogene Lerngruppe und begleiten die persönliche Entwicklung und den Erwerb sozialer Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im besonderen Maße.“

 

Neugierig?

Und wenn dich das nicht abgeschreckt hat, dann solltest du ein Praktikum in der Grundschule machen und dich selbst überzeugen. Und wenn das dich auch nicht geschockt hat, hast du die Möglichkeit, dich für ein Grundschullehramt zu entscheiden. Dabei solltest du nicht nur auf die Chancen auf dem Arbeitsmarkt schauen (ja, ich weiß, Lehrermangel und so, voll gefragt), du solltest dir das auch für dein ganzes Leben vorstellen können. Denn trotz des Stresses bekommst du von den Kindern so viel zurück und damit meine ich nicht nur die Kastanien und Gänseblümchen. Du erhältst die Chance, Kinder zu motivieren, zu inspirieren und sie auf ihren Weg der Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten.

 

Infos zum Studium

An der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg kann Grundschullehramt studiert werden. Das Studium gliedert sich in sechs Semester Bachelor of Arts und zwei Semester Master of Education. Neben der Erziehungswissenschaft und Psychologie wählen Studierende ihre Unterrichtsfächer: Mathe und Deutsch sind jeweils Pflicht, hier kann zwischen Hauptfach und Grundbildung unterschieden werden. Hinzu kommt ein weiteres Fach freier Wahl. Einen Überblick über die möglichen Fächer findet sich unter folgendem Link: https://www.ph-ludwigsburg.de/studium/studienangebot/lehramt-grundschule .

Interesse geweckt? Dann komm doch am 22.11.2023 ab 8 Uhr zum Studieninformationstag an der PH Ludwigsburg und erfahre vor Ort noch mehr über deinen Studiengang. Weitere Infos zum Studieninformationstag findest du unter https://www.ph-ludwigsburg.de/studium/beratung-und-information/studieninformationstag .