Kultur

„Hype“ – Ein Rap-Musical das bewegt

„Diversität, Innovation, Authentizität, kulturelle Vielfalt und gute Unterhaltung – unter anderem für ein Publikum mit Migrationsgeschichte“ beschreibt die Programmchefin von 1LIVE und COSMO, Schiwa Schlei, die fünfteilige Serie Hype.

Frau schaut Hype

Foto von Kira Rochus

Mit dem Rap-Musical erzählen die Drehbuchautor*innen und Produzent*innen Esra und Patrick Phul ihre eigene und die Geschichte ihrer Freund*innen. Aufgewachsen in Köln Porz-Finkenberg ist Patrick Phul Teil der Rap Gruppe Köln-Porz Deadline, die mit sozialkritischen Texten beeindruckte. Durch Phuls Videoproduktionen wird der WDR auf Patrick Phul aufmerksam, welcher als Videojournalist schließlich Teil des jungen interkulturellen TV- und Radiosenders COSMO wird. Esra Phul machte sich 2018 hingegen als Künstlermanagerin selbstständig. Gemeinsam feierte das Ehepaar mit Hype ihr Regiedebüt.

Im Rap-Musical beschreiben sie ihr Aufwachsen in Porz-Finkenberg zwischen gesellschaftlicher Chancenungleichheit, den daraus resultierenden kriminellen Hintergründen und dem gleichzeitigen Wunsch, auszubrechen, gesehen zu werden – etwas Großes zu schaffen. Besonders authentisch wird die Erzählung durch die Zusammenarbeit mit Menschen, die fast alle aus ihrem Viertel kommen, beschreibt Esra Phul im WDR. Durch die offenen Strukturen und den Improvisationscharakter im Drehbuch bekommen die Zuschauer*innen einen besonders authentischen Einblick in die Lebenswelt von Porzer Jugendlichen.

 

Die Protagonist*innen der Miniserie verfolgen wie viele ihrer Freund*innen dasselbe Ziel: ihren Hype bekommen. Während Naila es als bekannte Influencerin geschafft zu haben scheint, kämpft Musa als Rapper noch um seine Chance, sich beim großen Musiklabel Deadline Records vorzustellen. Doch immer wieder rutscht er neben Gelegenheits- und Zeitarbeitsjobs auch in die verzwickten Strukturen des Drogenhandels. Seiner Familie zu helfen und diese finanziell zu unterstützen, steht für Musa an erster Stelle – aber wie funktioniert das als junger Mensch mit Migrationshintergrund, der sich täglich Stigmatisierung, Vorurteilen und struktureller Diskriminierung konfrontiert sieht. Zur gleichen Zeit kämpft die erfolgreiche Naila, ebenfalls aufgewachsen in Porz, mit einem Dilemma, welches zunächst nach „meckern auf hohem Niveau“ klingt. Von ihrer Familie und Freund*innen – denen die dageblieben sind, wird sie beneidet und bejubelt, für das Glück, das sie hatte, als sie von einer Agentur über Social Media entdeckt wurde. Doch sind Geld, schöne Klamotten und viele Partys – der Hype von dem also alle reden, wirklich das, was sie glücklich macht?

Die Serie verhandelt innere Konflikte zwischen Authentizität, Aufrichtigkeit und Erfolg, thematisiert Freundschaft und Familie ebenso wie den Wunsch nach einem sorglosen Leben, gesellschaftlichen Aufstieg und Ansehen. Den Wunsch nach dem Hype eben. Mit dynamischer Bildgestaltung, tiefgreifenden Texten und überzeugender Authentizität der Schauspieler*innen, Dialogen und Interaktionen werden die Zuschauer*innen für die Schwierigkeiten im Leben junger Menschen mit Migrationshintergrund sensibilisiert. Mit abschließenden Worten formuliert Esra Phul im WDR, was Hypefür die bedeutet:

"Niemand wird böse geboren. Man steckt in dieser Situation, in diesem Milieu und kommt da eben nicht raus. (...) Aber ich bin mir sicher, wenn man den Leuten einen Weg aufzeigen würde, sie unterstützt und ihnen hilft, dann würde das niemand ablehnen. Das ist die Message."