Meine Oma hat früher immer gesagt: „Ordnung ist das halbe Leben.“ Tja, aber das Innenleben meiner Tasche sieht das wohl nicht so. Jeder kennt es – oder besser gesagt: diejenigen, die ohne Tasche nicht aus dem Haus gehen. Eine Tasche dient eigentlich dazu, Dinge bequem zu transportieren, die man nicht ständig in der Hand halten möchte. Klingt praktisch, oder? Wäre da nicht das kleine Problem, dass ich dadurch täglich Dinge mit mir herumschleppe, die ich nicht wirklich brauche.
Das fängt schon an mit sechs Taschentuchpackungen, die ich erst kürzlich in meiner Tasche gefunden habe. Kein Mensch, außer jemand mit schwerem Heuschnupfen, braucht so viele Taschentücher. Aber ich? Ich habe nicht mal Heuschnupfen. Dann wären da noch zwei Probezahnpasten, die ich seit meiner letzten Zahnreinigung vor einem halben Jahr mit mir herumtrage. Wozu? Keine Ahnung – vermutlich aus reiner Vergesslichkeit nicht ausgeräumt.
Ich habe alles dabei. Wirklich ALLES.
Kugelschreiber? Klar. Alte Kassenzettel aus 2022? Natürlich. Drei Haarklammern in verschiedenen Größen? Selbstverständlich. Aber wenn ich unterwegs mal meine Schlüssel suche – wie vom Erdboden verschluckt. Mein Handy? Ebenfalls unauffindbar. Selbst der USB-Stick für die Uni? Längst vergessen oder niemals mehr aufgetaucht. Es ist wie verflucht. So, als ob ein kleines schwarzes Loch mitten in meiner Tasche existiert, sich aber nur durch das allmählich immer schwerer werdende Gewicht meiner Tasche bemerkbar macht.
Manche tragen schicke Mini-Bags, die gerade mal Platz für ein Handy und einen Kaugummi haben – was ich ziemlich faszinierend finde – und sehen dabei mega gut aus. Ich dagegen transportiere einen halben Haushalt mit mir herum, als wäre ich auf einer dreitägigen Wandertour. Mein Motto: „Man weiß ja nie!“ Blöd nur, dass ich in 90 % der Fälle genau das nicht dabei habe, was ich gerade brauche.
Marie Kondo, die japanische Aufräum-Expertin, rät, sich nur mit Dingen zu umgeben, die einem Freude bringen. Nun ja, wenn das stimmen würde, wäre meine Tasche das pure Glück – aber ehrlich gesagt ist sie einfach nur Chaos auf Schulterhöhe.
Vielleicht sollte ich Marie Kondo doch mal anrufen. Falls ich ihre Nummer jemals in dieser Tasche finde…