Campusleben

Hitze, Lärm und keine Steckdosen: Wo lässt es sich hier lernen?

Volle Gänge, kaum Platz und ständige Ablenkung – der Alltag an der Hochschule hält so manche Herausforderung bereit.

 

Plätzchen für Ideen? Eher nicht.

11:45 Uhr. Gewusel. Türen öffnen sich, Mägen knurren. Das triste Grau der Gänge füllt sich mit Leben. Die Schlange vor der Mensa wächst und erstreckt sich bald über den kompletten Vorplatz der PH. 


12:30 Uhr. Die Mägen sind gefüllt. Aber was nun? Eigentlich müsste ich noch einen Text für das Seminar um 14:15 Uhr lesen. Aber erstmal raus und etwas Sonne tanken. Oder vielleicht doch in den Lichtgang und lesen? Ja, also los. Die Tür öffnet sich, und ein stechender Schweißgeruch dringt mir in die Nase. Ein einziger freier Platz versteckt sich in der hintersten Ecke des Ganges. Perfekt! Den kleinen schwarzen Tisch zieren zahlreiche Brotkrümel- Wer die wohl hinterlassen hat? Ich ziehe den blauen Stuhl nach hinten und setze mich. Gleich fange ich an. Nur noch kurz Insta checken. Was meine Freunde wohl gerade machen? 


12:45 Uhr. So jetzt aber wirklich los. Während ich lese, bahnt sich die Sonne ihren Weg über meinen Rücken. Die zunehmende Hitze wird unerträglich. Hier kann ich nicht bleiben. Wo könnte ich sonst hingehen? Die Webseite der Hochschule leistet Abhilfe. „Lernräume für Studierende“ leuchtet in großer Schrift auf, nachdem ich die Suchmaschine betätigt habe. Das hört sich vielversprechend an. Na gut, welche Lernräume bietet mir die Hochschule nun an? Ganz oben steht die Hochschulbibliothek- dort kenne ich mich aus. Es gibt einen Lernraum im 3. OG, aber da wird es zu laut sein. „Gruppenarbeitsplätze im 1.OG außerhalb der Bibliothek in den Arbeitskojen“. Die sind immer besetzt, habe es dort schon oft versucht. „Sonstige Einzelarbeitsplätze (auf allen Etagen)“, lese ich. Das wäre ein Versuch wert. Allerdings ist heute Dienstag, der Tag an dem die Hochschule, meines Erachtens, immer brechend voll ist. Kein Wunder. Letztens habe ich gelesen, dass die PH rund 6000 Studierende hat. Da reichen ein paar Einzelarbeitsplätze in der Bib bei Weitem nicht aus. Was hat die Webseite noch zu bieten? „Gebäude 1. Plätze vor dem Literatur Café.“ Ein Blick nach Links bestätigt meine Vermutung: Da geht gar nichts. Alles voll. „Der Lichtgang.“ Na, der ganz bestimmt nicht. Meine letzte Hoffnung schwindet, als ich „Gebäude 8“ und „Seminarraum mit 3 PC-Arbeitsplätzen“ lese. Großartig. Plötzlich fällt mir ein, dass kürzlich einige Sofas in Gebäude 2 aufgestellt wurden. Ein Versuch ist es wert. 


13:15 Uhr. Angekommen erhasche ich einen Blick auf die rundlich geformten Sofas. Alle besetzt. Nein, doch nicht. Das hinterste hat einen freien Platz. Ich frage die beiden Studierenden, ob ich mich dazusetzen darf. Endlich kann ich anfangen. 


13:30 Uhr. Wie soll man sich bei diesem Lärm konzentrieren? Meine Nachbar*innen unterhalten sich lautstark über den neusten Tratsch und bevorstehende Partys. Zu allem Übel muss ich auch noch etwas über Horkheimer und Adorno lesen. Die sind schon ohne Geräuschkulisse eine Geduldsprobe. Meine Kopfhörer sind meine letzte Rettung. Noch schnell den Spotify „Study Mix“ anmachen, und dann steht dem Lesen nichts mehr im Wege. Mist. Meine Kopfhörer sind leer und natürlich gibt es hier keine Steckdosen. Wie viele Seiten hat der PDF- Ausdruck eigentlich? 40 Seiten?! Das schaffe ich niemals.  


14:00 Uhr. Ich bin erst auf Seite 15. Ich überfliege schnell die letzten Seiten, ohne ein einziges Wort zu verstehen. Zum Glück habe ich noch diesen Platz auf dem Sofa ergattert, auch wenn es nicht der geeignetste Ort zum Lernen ist. Morgen geht die Suche von vorne los, denke ich und lese gedankenlos weiter. 


14.15 Uhr. Das Gewusel lässt nach. Die Seminarräume füllen sich. Der Vorplatz der PH wird menschenleer.